Dem US Comicmarkt geht es gut! ?

John Jackson Miller, Autor diverser Star Wars Romane und Comics beobachtet auch sehr genau den US Comicmarkt und veröffentlicht eine monatliche Analyse des selbigen auf Comichron.com. Letzte Woche hat er dann zusammen mit ICv2 eine Zusammenfassung des letzten Jahres online gestellt, die ich mir natürlich angeschaut habe.

Vorab sei nochmal darauf hingewiesen das die Zahlen mit Vorsicht zu geniesen sind. Konkrete Verkaufszahlen an Endkunden gibt es so nicht, alles was man bekommt sind die Vorbestellerzahlen vom größten Distributor (Diamond Comics) , was davon dann tatsächlich in den Händen von Käufern landet steht in den Sternen. Das ist insoweit problematisch, als das die Händler bestimmte Variantcover nur bekommen wenn sie eine bestimmte Mindestmenge eines Comics abnehmen. Oftmals wird also darauf spekuliert das man das Variantcover für das Vielfache des Coverpreises verkaufen kann und es sich daher lohnt ne Menge Hefte zu kaufen die man vielleicht sogar später wegwirft.

Des Weiteren gibt es seit einiger Zeit LootCrate, ein Überraschungs-Aboservice mit „Nerdzeugs“ in den auch oft Comics wandern die ebenfalls über Diamond bezogen werden. Das verfälscht die Daten weiter.

Die Zahlen für den Buchhandel kommen von Nielsen, die mit ihrem „Bookscan“ ca. 75% der Verkaufsstellen abfragen. Hier fehlen also auch Daten, aber das dürfte schon etwas genauer sein als die Diamond Zahlen.

Wo die Digitalen Zahlen herkommen sollen ist mir zudem ein Rätzel.

2015_InfographicWenn wir und die Daten anschauen sieht es erstmal wirklich gut aus. Der Umatz für über den Fachhandel verkaufte Einzelhefte ist um ca. 4 % con 350 auf 355 Mio. $ gewachsen, bei Sammel-bänden über den selben Vertriebsweg war das Wachstum von 170 auf 175 Mio. $ sogar noch größer.

Den größten Zuwachs hat der Buchhandel zu verzeichnen, über den fast ausschließlich Sammelbände vertrieben werden. Hier ist der Umsatz um 16%, von 245 auf 285 Mio. $ gewachsen.

Bei Digital sind es immerhin noch 11 % von 90 auf 100 $ Mio., was immer noch beachtlich ist. Das der rapide Anstieg hier (für 2013 waren es noch 29%) langsam abflachen musste war offensichtlich.

Wenn man nun die Inflation berücksichtigt war 2014 das Umsatzstärkste Jahr seit 1995. Das für sich gesehen ist doch erstmal ein Grund zur Freude!

Es gibt in meinen Augen aber durchaus einige Wermutstropfen. Zum Einen ist da das oben angesprochene „LootCrate“, das die Zahlen nach oben treibt, zum Anderen sieht es für mich so aus das viel des Umsatzes auf Filmen und TV-Serien beruht. The Walking Dead hat in den letzten Jahren Image gestärkt, bei Marvel sind es Iron Man, die Avengers und jetzt eben auch Guardians of the Galaxy und bei DC ist schon immer Batman der Verkaufsschlager gewesen. So lange also die Studios erfolgreiche Filme und Serien produzieren können wird auch der Comicmarkt stabil bleiben, weil man sich da eben Inspiration und eine billige Testplatform erhofft. Das sieht man nicht nur an den geplanten Netflix Marvel Serien wie Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist, sondern auch an eher unabhängigen Sachen wie Powers oder den geplanten Serien zu Sex Criminals oder The Wicked + The Devine.

Allerdings sind gerade die letzten beiden Serien ein gutes Beispiel dafür das die Comics in den USA sich scheinbar weiter entwickeln und breiter aufstellen. Auch Ms. Marvel oder die Hawkeye Serie von Matt Fraction gehören in die Kategorie die eben einen anderen Weg beschreiten. Daneben können aber auch langfristig angelegte Projekte wie die aktuelle Hauptgeschichte bei Marvel auf eine ganz andere Art und Weise bestehen und immer wieder neue Wendungen bringen die Leser offensichtlich interessiert.

Ich bin also mal vorsichtig optimistisch das der Markt zumindest langsam wächst und nicht, wie noch 2011 zu befürchten war, vollkommen zusammenbricht.

Demnächst schaue ich mir dann auch mal die vergangenen Jahre in einer Grafik an.

2 Gedanken zu „Dem US Comicmarkt geht es gut! ?“

  1. Interessante Analyse. Ist ja alles erst mal eine gute Nachricht für Comicliebhaber, wenn es den Produzenten nicht schlecht geht. Mich hätten in dem Zusammenhang auch Vergleiche zu der Auflagenentwicklungen interessiert. Könnte mir vorstellen Auflagen zumindest der Einzelheftverkäufe sind gesunken, was aber durch Preissteigerungen aufgefangen wurde. Mir persönlich sind neu erschienene Einzelhefte auf jeden Fall schon lange zu teuer…

  2. Ne genauere Analyse der historischen Zahlen folgt noch, aber vorab schonmal: Die verkauften Stück der Einzelhefte sind zwar von 2013 auf 2014 leicht zurück gegangen aber das kann auch mit der Ungenauigkeit der Zahlen zusammen hängen. Über einen Zeitraum von ca. 15 Jahren betrachtet sind die Verkaufszahlen der gedruckten Einzelhefte etwa stabil. Davor war der Zusammenbruch des Marktes, die Zahlen kann man also nicht für aktuelle Vergleiche heranziehen.
    Ich vermute auch mal das der Zuwachs primär über Sammelbände und digital kommt, was aber auch noch okay wäre.

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