Weihnachten 2007 bekam ich das Black Dossier von Alex geschenkt und jetzt habe ich es endlich durchgelesen. Das dies so lange gedauert hat, hatte einen guten Grund. Das „Machwerk“ ist kein einfaches Comic sondern ein echtes, gesamtheitliches Kunstwerk. Einige Teile sind sehr entspannend und einfach zu lesen und andere erfordern höchste Konzentration und zudem einiges an Hintergrundwissen über die entsprechende Literaturgattung, wieder andere verlangen das man den bewußten Teil des Gehirns abschaltet um die Geschichte im Unterbewußten aufzunehmen und wieder andere erfordern die Fähigkeit in 3D zu sehen (was leider bei mir nicht so funktioniert). Selten gab es ein Gesamtkunstwerk das so perfekt zusammen spielt, zum Teil so verwirrend und gleichzeitig so erfrischend ist. Moore treibt hier das Konzept Literatur im weitesten Sinne des Wortes zu vermischen zu einem nie dagewesenen Höhepunkt. Conan existiert hier neben den Figuren aus Shakespear, James Bond existiert neben Fanny Hill und Cthulu neben den ersten Superhelden.
Das Comic an sich handelt von der Suche Mina Harkers und Alan Quartermains nach dem „Black Dossier“ das aus der Sicht des britischen Geheimdienstes MI5 die Handlungen der Liga beschreibt. Es wird immer wieder von den eigentlichen Inhalten des Dossies unterbrochen die zum Teil witzig, zum Teil informativ und zum Teil absolut abgefahren sind. Insbesonder bei diesen Inhalten spielt Moore mit nahezu allen verfügbaren Varianten der Literatur.
Diese eingefügten Inhalte waren es auch die mich dazu veranlassten das „Black Dossier“ immer mal wieder weg zu legen und ruhen zu lassen, was interessanterweise dem Lesefluss keinen Abruch tat. Auch nach ein paar Wochen ruhe habe ich immer wieder sehr gut in die Geschehnisse hereingefunden und fand es spannend weiter zu lesen.
Was ich besonders fasziniert hat war das spielerische Umgehen mit der „4 Dimension“. Moore bezieht den Leser auf eine unnachamliche Weise in die Geschichte mit ein und durchbricht damit die „Grenzen“ des Comics wie kein anderer. Das was Morrison immer wieder versucht wirkt für mich im Vergleich dazu eher lächerlich.
Jeder der sich auch nur ansatzweise mit Literatur beschäftigt sollte das Black Dossier gelesen haben, wenn auch nur um zu erkennen das die Grenzen des Machbaren weit außerhalb dem liegen was man sich allgemein vorstellt.