Ein Leiter des Comic Salons mit begrenzter Ahnung

Ich bin erschrocken!

Und das ist der Grund warum ich auch einen Moment gebraucht habe mich soweit zu beruhigen um nicht totalen Blödsinn zu schreiben.

Aber von Vorne: Der Leiter des internationalen Comic Salons in Erlangen – Bodo Birk – sollte in meinen Augen jemand sein der sich mit Comics im allgemeinen gut auskennt. Er sollte ein breites Wissen auf dem Gebiet haben und im Zweifelsfall zu Spezialthemen von denen er nur wenig Ahnung hat besser nicht sagen … genau das hat er aber getan. Aufgefallen ist mir das ganze in der Tageszeitung, aber auch Heise berichtet darüber.

Er beginnt damit das in Deutschland die E-Comics nur eine untergeordnete Rolle spielen: Das ist soweit sicher richtig. Als Gründe führt er dann aber an des an der technischen Umsetzung scheitert und dann wird es lächerlich.

Geräte ungeeignet
Zunächst spricht er davon das die Geräte ungeeignet seien. Wenn er damit auf sowas wie den Standard Kindle oder den Tolino Shine anspricht hat er sicher recht, aber mittlerweile sind auch Tabletts in Deutschland so weit verbreitet und auch so günstig das dies in keinem Fall ein Hinderungsgrund sein kann. Wenn selbst meine Schwiegermutter ein Tablett bedienen kann sollte das für den durchschnittlichen Comicleser kein Problem sein. Zudem sind die Anforderungen zum Comic Lesen nicht so hoch das man das neuste Modell benötigt.

Umsetzung zu kompliziert
Richtig lächerlich macht Herr Birk sich mit der Aussage das die Umsetzung zu kompliziert wäre. Illegale E-Comics schaffen das schon lange mit CBR oder CBZ Formaten wo die gescannten Seiten in ein Archiv gepackt werden und ein entsprechender Reader das dann wieder aufbereitet. Zwischenzeitlich gibt es zudem noch PDFs, ePubs oder eben das Hauseigene Format von ComiXology. Das die Umsetzung absolut kein Problem ist zeigen unter Anderem deutsche Kleinverlage wie Plem Plem Productions oder Dani Books die schon länger unter Eigenregie digitale Comics anbieten.
Die Verlage in den USA setzten schon lange auf digitale Comics als zweiten Vertriebsweg und auch die Französischen Verlage bieten ihre Alben auf die eine oder andere Weise in digitaler Form an.
Das die Umsetzung zu kompliziert sein soll ist also totaler Blödsinn.

Der wahre Grund?
Da kann man nur spekulieren. Zum einen ist es hier sicher das fehlende Angebot, aber auch das dürfte nur eine untergeordnete Rolle spielen. der Deutsche Markt ist einfach so viel größer und vor allem vielschichtiger als die anderen Märkte. Hier gibt es Mangas in Taschenbuchformat aus dem Buchhandel, die Spider-Man Magazine im Supermarkt, die franko-belgischen Alben im Comic Handel, die Panini Ausgaben der US Hefte in der Bahnhofsbuchhandlung und Asterix überall. In den anderen Ländern ist der Markt kleiner und einheitlicher. In den USA gibt es fast nur die Hefte, in Frankreich primär die Alben und in Japan nur die Taschenbuch Mangas. Somit ist auch die Kundeschaft homogener und leichter mit neuen Angeboten zu erreichen. Hierzulande dürfte ein Marketing in diese Richtung recht schwer werden.

Der Weiteren ist Deutschland in vielen Dingen elektronisches Neuland. In 2015 war der Anteil an E-Books (also die OHNE bunte Bilder) in Deutschland bei 4,3 % (Quelle: http://www.boersenverein.de/de/182716) in den USA war die Zahl mindestens 5 mal so hoch (Quelle: http://authorearnings.com/report/january-2015-author-earnings-report/).

Vermutung
Ich vermute das dies viel mit einem Besitzdenken zu tun hat. In den USA habe ich Leute kennen gelernt die ihr Haus bzw. Wohnung immer nur als etwas temporäres angesehen haben. Selbst Mehrfamilienhäuser sind sehr viel einfacher und weniger auf Dauer gebaut wie dies hier üblich ist. Die Tatsache das man in einem Haus wohnt das 50 Jahre und älter ist und schon lange im Familienbesitz ist, ist für viele Amerikaner nur schwer zu verstehen. Man ist mobil und da ist es hinderlich wenn man Dinge wie Bücher oder Comics mit rum schleppen muss.

In Deutschland herrscht immer noch der Gedanke vor das nur das was man physikalisch „besitzt“ etwas Wert ist.

Fazit

  1. Herr Birk möge doch bitte bei den Sachen von denen er keine Ahnung hat schweigen.
  2. Trotzdem hat das E-Comic in Deutschland kaum eine Chance