Es gibt einige Comics die so weit weg von all den anderen sind das man als Fan amerikanischer Comics einfach gelesen haben sollte. Watchman von Alan Moore und Sandman von Neil Gaiman sind hier wohl die bekanntesten Beispiele. Im Paniniforum wurde ich immer mal wieder auf James Robinsons Starman aufmerksam gemacht, nicht zuletzt von vom Forennutzer L.N. Muhr, liebevoll auch Tante Ellen genannt, im richtigen Leben Stefan Pannor, wohl einer der größen deutschen Comic Experten, der auch regelmäßig für Spiegel Online schreibt. Irgendwie habe ich mich dann breitschlagen lassen und die verfügbaren Omnibusse auf meinen Amazon Wunschzettel gepackt. Alex hat ein gutes Händchen dafür von diesem Wunschzettel gute Comics zu pflücken und so hatte ich den Omnibus also am 19.8. in der Hand. Mehr im vollständigen Artikel.
Ich weis nicht was ich erwartete aber mir war schon klar das der Robinson Starman kein Standard Superheld war. Bilder kannte ich auch und so wußte ich ebenfalls das Jack Knight nicht mit der Unterwäsche nach Außen rumläuft. Was ich nicht wusste welches Qualität der Sprache und welchen Tiefgang Robinson in dieses Werk gepackt hat. Ich hatte ja schon so einiges von ihm gelesen, ein paar Ausgaben Cable hier, etwas JSA dort, noch ein paar WildC.A.T.s und natürlich die aktuelle Justice League: Cry for Justice Miniserie. All das hat mich aber nicht wirklich auf die Sprachgewalt vorbereitet die er bereits auf den ersten Seiten benutze und die einem Neil Gaiman oder Steve Gerber kaum nachstehen. Diese Qualität zieht sich durch das gesamte Comic (und ich vermute auch die gesamte Serie) durch. Die Zeichnungen sind nicht bunt und „flashy“ mit vielen Farbverläufen und toller Colorierung, was in diesem Comic auch völlig fehl am Platz wäre. Es wird viel mit Licht und Schatten und zum Teil auch einfach nur mit Grauschattierungen gearbeitet. Dies alles bringt die Geschichte sehr viel stimmungsvoller rüber, als es ein Ivan Reis oder Adi Granov je könnte. Penciller Tony Harris, Inker Wade Von Grawbadger und Colorist Gregory Wright schaffen hier zusammen eine Stimmung die für das Erzählte nicht passender sein könnte.
Und was erzählt wird ist nicht minder genial. Jack Knight, der Sohn von Ted Knight, dem ursprünglichen „Golden Age“ Starman ist ein Sammler und Händler von Ramsch. Als sein Bruder David, der aktuelle Starman erschossen wird, tritt Jack mehr unfreiwillig in dessen Fussstapfen, wobei er sich weigert ein Kostüm anzuziehen und auch sonst eher ein ganz und gar unkonventioneller Superheld ist. Die Tiefe mit der Robinson seinen Helden ausstattet ist schon bemerkenswert. Es geht hier eben nicht nur darum welche Kräfte er hat und was seine Schwächen sind, sondern es sind auch Kleinigkeiten wichtig, wie die Tatsache das Jack früher einmal gerne gemalt hat, dies aber mit der Zeit verloren gegangen ist. Solche kleinen Dinge, die direkt keinen Einfluss auf die eigentliche Geschichte haben, bringen einem Jack näher und lassen ihn sehr viel realer erscheinen.
Neben Jack Knight spielt die Stadt Opal City eine sehr wichtige Rolle in der Serie und auch hier schafft Robinson durch Kleinigkeiten eine Vertrautheit die bei vielen anderen fiktiven Städten des DC Universums fehlt. Bereits nach dem esten Omnibus (17 Hefte) erkennte man viele Orte sehr schnell wieder und Anspielungen sind einem vertraut. Tony Harris überzeugt auch hier mit einer konstant guten Arbeit die es einem ermöglicht Opal sofort zu erkennen. Das Einflechten der „Times Past“ Geschichten, die primär dazu dienten Tony Harris etwas Zeit für die regulären Hefte zu geben, tun hier ihr Übriges.
Das Robinson seine Leidenschaft das Sammeln einflechten konnte macht alles nur noch besser. Die Referenzen auf Art Déco Gegenstände, Filme und Musik wirken nie wirklich gestellt sondern passen sich fliesend in die Geschichte ein und tragen zum Tiefgang bei. Genauso verhällt es sich mit den Referenzen auf Literatur und die Verbindung mit dem DC Universion. So kommt Oscar Wilde vor und es wird angedeutet das Dorian Gray auf einer echten Person beruht.
Die eigentliche Geschichte aber, die bisher darauf hinausläuft das man sieht was einen Helden ausmacht, ist bisher das Beste was ich zu diesem Thema gelesen habe. Wer mein Blog liest weiss, das ich auch die aktuelle Iron Man Serie einordne und das in meinen Augen dort Fraktion eine hervoragende Arbeit abliefert, aber den Vergleich mit Robinsons Starman kann auch er nicht ganz standhalten. Jack Knight will kein Held sein, schon gar kein Superheld, aber er ist es dennoch und der Weg dorthin ist einer den man schön nachvollziehen kann…. zumindest bis zum Ende des ersten Omnibus. Nun werde ich warten bis mal wieder ein paar Euro übrig sind und mir dann unbedingt den 2. holen.
Oh Mann… dieses Lob macht mich nun doch aufmerksamer, als es meiner Kasse wohl gut tun würde 😉
Auf amazon steht ja wieder mal sehr wenig zu diesem Band. Ja, und auch ich habe die Verweise aus dem Paniniforum noch in Erinnerung.
Aber holla… das Gesamtwerk erstreckt sich über satte 4 HC-Bände. Wobei der erste relativ günstig ist.
Hm, ich werde mir das mal überlegen ^^
Ach ja… vielleicht noch eine Frage: sind die „Abenteuer“ total abgespacet oder auch etwas bodenständig?
Gruß
F.
Die Abenteuer sind SEHR bodenständig, das ist so ziemlich das bodenständigste Superhelden Comic was ich kenne. Es ist aber in jedem Fall uneinschränkt empfehlenswert. Allerdings werden es letztendlich 6 HC-Bände sein und nicht nur 4.