Der DC Relaunch im September hat in der Deutschen Comicfangemeinde für einiges an Aufregung gesorgt. Holzauge hat seinen Ausstiegspunkt gefunden, El Tofu ist primär verärgert weil er jetzt weder die reguläre Ausgabe 1000 eines Comics miterleben kann und das die bisher erzählten Geschichten ihre gültigkeit verlieren, auf Craytons Comic Blog ist man ob der Änderungen gespannt und im Paniniforum ist man unter Anderem darüber am diskutieren wie man am Besten die Altleser noch interessieren kann.
Bei all dem wird vergessen das DC den Relaunch nicht ohne Grund mit der zeitgleichen Erscheinung ALLER Comics im digitalen Format verbunden hat.Die Revolution besteht nicht im Relaunch ODER im zeitgleichen digitalen Erscheinen der Comics sondern in der Kombination von beidem.
DC hat erkannt das der Comicmarkt in einer Krise steckt und das mit herkömmlichen Mitteln kein Weg dort hinaus führt. Wo Marvel sich vom einem Comicverlag zu einer Multimedia Firma entwickelt, wo Comics nur noch dazu dienen die entsprechenden Charaktere zu behalten, versucht DC weiterhin mit seinem Kerngeschäft zu punkten, und dieses ins 21. Jahrhundert zu transferieren. Dafür wird ein ziemlich radikaler Schritt gegangen. IN einem Newsarama Artikel hat es Der Vorsitzende einer Comic Retailer Vereinigung recht gut getroffen:
„They’re trying to make the strongest first impression they can. This is, without a doubt, and incredibly bold and risky move,“ Field said. „They’re trying to get as many eyes on these new titles as they possible can, in the hopes of converting as many new eyes as possible to become new buyers.“
„DC versucht so viele Augen wie möglich auf diese neue Comics zu bekommen und dabei so viel wie möglich dieser Augen in neue Käufer zu konvertieren. “
Wir reden hier also von 2 Schritten:
1. möglichst viele Augen auf die Comics zu bekommen
Neue Nummer 1 Comics sind hier ein Anfang aber das alleine kann nicht den Schub bringen den DC braucht. John Jackson Miller hat auf seiner Webseite Comichron sehr schön dargelegt das eine Nummer 1 zwar einen Schub an neuen Lesern bringt, aber bei den niedrigeren Nummern auch der Schwund sehr viel größer ist als bei hohen Nummern. Die Kombination mit dem zeitgleichen digitalen Erscheinen und den damit Vorteilen (unbegrenzte Verfügbarkeit, Zugriffe von überall, kein Stauraum, keine Transportkosten, keine Vorbestellung durch den Comicshop nötig, Preisvorteil nach einem Monat) sorgt hier nochmal für eine große Zahl möglicher neuer Leser. Die Nachteile der digitalen Distribution werden primär nur von Altlesern und vor allem Sammeln wahr genommen, wobei letztere nur einen kleinen Teil der Käufer ausmachen.
All das hilft aber nur wenig wenn man das nicht auch bekannt macht. Bisher haben wir schon einige Zeitungsartikel gesehen und sogar CNN hat über den Relaunch berichtet. Ab August kann man dann sicher auch noch Anzeigen in diversen Magazinen sehen, wobei man sich dort wohl auf digitales Entertainment (PC Gamer, Wired u.s.w.) verstärken wird.
2. so viel wie mögliche dieser Augen in Käufer konvertieren
Das geht nicht indem man weiterhin die Comics produziert die man bisher produziert und das hat NICHTS mit der Qualität, sondern mit der Zugänglichkeit zu tun. Aktuelle Comics verlangen eine gewisse Vorkenntnis, die Bereitschaft sich diese Vorkenntnis anzueignen oder jemanden der einem diese Vorkenntnis, bzw. entsprechenden Enthusiasmus vermittelt. Bei DC ist dies etwas stärker ausgeprägt (Infinite Crisis ohne diese Faktoren zu lesen dürfte möglich sein, aber nur in den wenigsten Fällen dazu animieren sich weiterhin mit dem Hobby zu beschäftigen), aber auch Marvel ist davon nicht verschont (Wenn wir ehrlich sind war Siege mehr der Abschluss von Bendis Dark Avengers und weniger ein eigenständiges Event).
DC kann sich hier nicht auf ihrer Ecke der Nerd Kultur ausruhen, die von Comic Verlag zu Comic Verlag wandert oder statt eines Buches mal ein Comic liest, sie müssen auch hier ihren Horizont auf die Leute erweitern die sonst Filme und TV schauen und sonst ein Konsolenspiel spielen. Wenn sich jemand der den Green Lantern Film gesehen hat ein aktuelles GL Comic runter laden würde, wäre das für ihn eher abschreckend. Die Comics müssen so zugänglich sein das ich Lust auf das nächste bekomme, ohne das jemand neben mir steht und mir 2-3 Details erklärt.
Nein, DC wird sicher auch nicht alles auf Null drehen. Comics sind ein Medium das auch eine zum Teil lange Geschichte der Charaktere beinhaltet und daher wird das auch in den Neuen Nummer 1 Heften so sein. Batman und Superman werden schon länger aktiv sein und auch die Sidekicks wird es schon geben, aber man verjüngt alles ein wenig und entwirrt die Verbindungen die für zu viel Komplexität sorgen werden.
Das man damit Altleser verärgert ist sicher mit einkalkuliert worden. Aber Leute wie Holzauge, die sowieso nach einem Grund zum Aussteigen suchen wird man mit nicht halten können, und die Leute die wirklich so verärgert sind das sie aufhören, obwohl sie eigentlich gerne DC Comics lesen, sind doch sehr selten. Die Meisten werden sich jetzt beschweren, dann aber doch rein schauen und wieder einige Serien regelmäßig lesen, schlicht weil DC auch weiterhin Qualität abliefern wird.
Es bleibt abzuwarten ob DC hiermit wirklich den Erfolg hat wie sie sich den erhoffen. In meinen Augen kann man es ihnen nur wünschen, da nur so unser schönes Hobby (zumindest der amerikanische Zweig) gerettet werden kann.
also, zu aller erst bin ich gespannt darauf, was der reboot uns wirklich bringt.
allerdings hab ich auch einige bedenken, oder besser gesagt einen , für mich schwerwiegenden und zwar:
werden die storys jetzt weniger komplex, also flacher?
ich meine für jemanden der nie ein dc comic in der hand hatte ist es jetzt meist schwer rein zu kommen, das will dc also ändern. aber um immer wieder rein kommen zu können dürfen die geschichten nicht mehr so gestalltet sein wie heute. was bedeutet das für das geschichten erzählen im allgemeneinen? mehr one shots? comics light?
Mehr One-Shots oder kürzere Storylines heißt ja in keinem Fall Comics-Light. Ich denke sehr wohl das Medium muss sich von dem zum Teil Jahrelangen Storylines verabschieden und auch die Verknüpfungen der Serien untereinander müssen weniger komplex werden, das alles heißt aber nicht das die erzählten Geschichten weniger komplex werden oder gar das die Storys flacher werden.
Watchmen war ne Miniserie und hatte keine Verbindung zu irgendeiner anderen Serie und ist keineswegs flach oder wenig komplex.