Paris – Die Freude des Herrn Todenhöfer

Todenhoefer3Das die Liste derer die sich insgeheim über die Anschläge in Paris freuen lang sein würde war klar. Natürlich freuen sich nur ganz kranke Extremisten auch öffentlich und auch diejenigen die komplett ausblenden das dort Menschen gestorben sind und immer noch leiden sind nicht wirklich viele. Aber doch gibt es sie, die „Ich hab’s ja gewusst“ Sager. Die rechten Spießgesellen, die nicht verstehen, dass es genau dieser Terror ist vor dem Menschen Flüchten – oder es nicht verstehen wollen – muss man wohl nicht gesondert erwähnen, aber leider haben sich da noch mehr Leute herauskristallisiert.

Allen voran Herr Jürgen Todenhöfer der wieder einmal das Leid von Menschen ausnutzt um seinen unreflektierten Antiamerikanismus zu verbreiten. Da dies mit einem griffigen Bild passierte das von leider viel zu vielen meiner Facebook Kontakte geliked oder sogar geteilt wurde muss ich dazu etwas schreiben. Die Aussage das „Unsere“ Kriege Ursache für den Terrorismus wären ist einfach falsch. Die Aussage suggeriert das vor dem Eingreifen des Westens die Menschen im Nahen Osten friedlich und frei miteinander gelebt hätten. Das war noch nie der Fall. Der Terror ist nur meistens regional beschränkt. Bombenanschläge, Revolutionen, Gegenrevolutionen und Putsche waren in den entsprechenden Ländern an der Tagesordnung und sind es teilweise noch heute. Hier sind immer viele unterschiedliche Gruppierungen am Werk die eben zum Teil auch extrem konservative Ansichten vertreten. Mal sollen Frauen wie Tiere gehalten werden, mal bringt man Andersgläubige um (Schiiten und Sunniten kämpfen dann schon mal gerne gegeneinander) und mal wird einfach gegen die westliche Dekadenz angekämpft. Ja, dabei gab es immer wieder Einmischung durch den Westen die sehr unterschiedliche Beweggründe hatte, aber es war ein Einmischung und keine ursächliche Aggression „unsererseits“.

Um es mal an einem vereinfachten Beispiel klar zu machen: Wenn ich sehe wie eine Frau auf der Straße von mehreren Männern belästigt wird und ich mich einmische dann ist die Aggression bereits da, ich ziehe sie nur auf mich. Man kann also höchstens sagen das „Unsere“ Kriege den Terror zu uns gebracht haben, sie sind aber nicht seine Ursache. Hier geschieht wieder eine Verschiebung der Schuldfrage die ich bereits in einem anderen Artikel kritisiert habe.

Jetzt mag einer sagen das der Westen sich nur aus niederen Beweggründen in die Belange der Länder im mittleren Osten einmischt. Selbst wenn ich dem zustimmen würde (was ich auch nicht zu 100% kann) bleibt die Frage was nach der Einmischung passiert. Wenn ich der Frau aus obigem Beispiel nur helfe um ihr zu imponieren und mir von ihr eine „Belohnung“ erwarte, sind das ebenso niedere Beweggründe, solange ich die Frau aber zu nichts zwinge sind die Beweggründe letztendlich egal.

Herr Todenhöfer legitimiert die Attentäter von Paris mit seinem Spruch in dem was sie tun. Seinen Worten nach ist es „Unser Krieg“ der zu den Terroranschlägen geführt hat und diese Aussage darf man so nicht stehen lassen. Der Terror existierte vorher. Der Terror geht von den Terroristen aus und es gibt keine Entschuldigung für ihn. Und wir als Weltgemeinschaft müssen uns weiterhin einmischen wo es Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen gibt, auch auf die Gefahr hin das dann der Terror zu uns kommt. Wegschauen um selbst sicher zu sein darf keine Option sein.

Die braune Gefahr von der anderen Seite

Ich hatte bereits über die andere Seite des Pferdes geschrieben, von der wir jetzt bitte nicht runter fallen sollten. Leider muss ich doch vermehrt feststellen das einige meiner Bekannten von einer anderen braunen Propaganda einwickeln lassen. Einer Propaganda die eben nicht so offensichtlich ist wie PEGIDA oder die AfD, aber nicht weniger gefährlich.

Ein Beispiel dafür ist ein Bild das Jürgen Todenhöfer veröffentlicht hat und das von einigen Leuten geteilt wurde. Um zu veranschaulichen was daran problematisch ist habe ich das Bild ein wenig angepasst.Todenhoefer Den tatsächlichen Wahrheitsgehaltes der grün umrandeten Aussagen zu prüfen dürfte schonmal schwierig sein. Gerade das Verhältnis von Freiheit zu Sicherheit ist immer schwer einzustufen. Wie viel besser geht es einem Land das Frauen nicht mehr wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden und wie ist das im Vergleich zu setzten wenn jetzt mehr terroristische Anschläge verübt werden?

All die Länder auf dem Bild hatten oder haben eine Diktatur und die Kämpfe die dort gefochten wurden wendeten sich immer gegen diese Diktatur. Todenhöfer möchte mit diesem Bild zum Einen natürlich die USA (und indirekt Israel) an den Pranger stellen (was er nahezu mit allem beabsichtigt was er tut) indirekt aber auch die vorhandenen Diktaturen verteidigen. Es ist bekannt das er nicht sonderlich kritisch mit Assad ist (siehe z.B. hier und hier) und sich ansonsten gerne auf die Seite der Terroristen stellt.

Die Idee den Hauptgrund für die Flüchtlingskrise alleine bei den Amerikanern zu suchen blendet vollkommen aus, dass die Täter aktuell Terroristen sind. Gerade im Fall Syrien war das ganze fast schon lächerlich. Wenn man sich darüber beschweren will das die Rebellen in Syrien mit Waffen ausgestattet werden um gegen Assad zu kämpfen der seine eigenen Leute bombardiert muss in der Sichtweise des Problems etwas vollkommen schief laufen.

Wenn das dann noch von Leuten kommt die vehement gegen die Vorratsdatenspeicherung sind weil „Freiheit > Sicherheit“ fehlt mir dann jedes Verständnis.

Wer seine Freiheit aufgibt um Sicherheit zu erlangen wird beides verlieren. Das trifft nicht nur auf Bit&Bytes und Überwachung zu sondern eben auch auf Menschen die in ihrem Land für Freiheit kämpfen und dabei sterben. Hier darf man aber in keinem Fall diejenigen für die Opfer verantwortlich machen die für ihre Freiheit kämpfen oder diese unterstützen sondern muss im Auge behalten wer unterdrückt und versucht seine Macht zu erhalten.

Das alles entstammt einem Antiamerikanismus bzw. strukturellem Antisemitismus der in meinen Augen gefährlicher ist als die Parolen eines Lutz Bachmann. Man darf nie vergessen das die Nazis in den 30er Jahren nicht mit Fremdenhass an die Macht gekommen sind sondern viel subtiler mit Querfrontstrategien und undifferenzierter Kapitalismuskritik.